Quelle: Mitteldeutsche Zeitung , Ausgabe vom 09.06.2023, Seite 18, Regionalsport Halle

Doppelter Umbruch

VERBANDSLIGA Beim BSV Ammendorf verabschieden sich erneut verdiente Spieler, dafür kommt gleich ein ganzes Quartett vom VfL. Welche Veränderungen es noch gibt.

VON CHRISTOPHER KITSCHE

HALLE/MZ – Allzu viel wird sich für Lutz Schülbe gar nicht ändern. Um sein „persönliches Tomatenbeet“, den BSV Ammendorf, wird er sich auch weiterhin intensiv kümmern, es behutsam pflegen. „Ich werde gewiss nicht zu Hause auf dem Sofa sitzen. Das kann ich auch gar nicht. Sondern ich werde weiter jeden Tag hier vor Ort sein“, sagt der Präsident des Fußball-Verbandsligisten.

Einige Aufgabenbereiche beim Verein aus Halles Süden, allen voran die im operativen Geschäft, wird der 61-jährige ehemalige Profifußballer des Halleschen FC aber zur kommenden Saison an jüngere Helfer abtreten. „Ich merke, dass ich nicht mehr Vierzig bin. Über Jahre habe ich hier fast alle Aufgabenbereiche abgedeckt.

Jetzt ist es aber an der Zeit, Verantwortung abzugeben“, sagt Schülbe. Als Präsident wird er dem Verein erhalten bleiben und mit Rat und Tat zu Seite stehen.

 

Zwei neue Posten

Die Aufgaben rund um die Mannschaft werden auf mehrere Schultern verteilt. Der bisherige langjährige Co-Trainer Dirk Riesner wird neuer Sportlicher Leiter und sich vor allem um Kaderplanung und organisatorische Abläufe rund um das Team kümmern. „Wir haben seit Anfang des Jahres diskutiert, wie wir uns besser aufstellen können“, sagt Riesner. Den Vorschlag, eine neue Rolle einzunehmen, kam dann von ihm selbst. „Das ist eine vielfältige Aufgabe. Ich denke, dass ich in dieser Funktion viel beitragen kann und auch über den Tellerrand hinausschaue“, sagt der 51-jährige Riesner, der vor seiner Zeit bei den Waggonbauern auch viele Jahre im Jugendbereich des HFC tätig war. Christian Hennike wird dafür künftig Chefcoach Christian Kamalla als Co-Trainer unterstützen. Zudem wird Vereinsurgestein Marcel Keitel, der seine Laufbahn als Spieler im Sommer beendet, als neuer Sportdirektor installiert. Die Aufgabe des 37-Jährigen wird es in erster Linie sein, Sponsoren zu betreuen und neue zu akquirieren. „Ich begleite ihn schon seit vielen Jahren. Beide sind Ammendorfer durch und durch. Ich vertraue ihnen voll und ganz, das ist die wichtigste Voraussetzung“, betont Schülbe. Der kündigte außerdem an, dass neben den Veränderungen abseits des Platzes auch im Kader ein erneuter Umbruch ansteht. Nachdem im vergangenen Sommer mit Martin Wehlert, David Sieber und Robin Zern langjährige Stützen den Verein verlassen hatten, gehen nun mit Keitel, Patrick Siegel und Torhüter Norbert Guth erneut drei Spieler, die den Verein über Jahre geprägt haben. Auch Tobias Große und Patrick Theile wollen in Zukunft kürzer treten.

Prominenter Ersatz steht aber schon bereit: Gleich ein komplettes Quartett kommt von Stadtkonkurrent Oberligist VfL Halle 96. Dessen bisheriger Kapitän Arnold Schunke, Torwart Janek Elm, Nils Halbauer und Steven Niesel verstärken die Ammendorfer.

Drei von ihnen – Schunke, Elm und Niesel – wurden bereits am Donnerstagabend am Stadion der Waggonbauer offiziell vorgestellt. Halbauer fehlte. Er muss sich einer Handoperation unterziehen und wird deshalb in der ersten Saisonhälfte noch nicht zur Verfügung stehen. An den Verpflichtungen war Riesner bereits maßgeblich beteiligt, in den vergangenen Tagen tütete er mit dem 21-jährigen Stürmer Max Erdmann von Verbandsligist Lok Stendal einen weiteren Zugang ein. „Unser Hauptaugenmerk lag darauf, ein konkurrenzfähiges Team zusammenzustellen. Wir gewinnen eine Menge Potenzial hinzu und werden einen Kader haben, der in der Breite gut aufgestellt ist“, sagt der neue Sportliche Leiter des BSV. Geplant wird mit 22 Feldspielern plus zwei Torhütern, so dass jede Position doppelt besetzt ist.

 

Anspruch ist Top sechs

Aus Sicht der Verantwortlichen sieht man sich damit gut gerüstet. Gut genug, um nach einer sportlich durchwachsenen Saison, die zwar mit einem einstelligen Tabellenplatz nun doch noch versöhnlich enden könnte, wieder höhere Ziele anzupeilen. „Die vergangene Saison verlief auch aufgrund vieler Verletzungen schwierig.

Wir wollen aber wieder zu den besten Mannschaften der Verbandsliga gehören. Diesem Anspruch werden wir uns stellen“, sagt Schülbe. Ein Platz unter den ersten sechs Vereinen ist das klare Ziel.

Die Mammutliga mit 20 Mannschaften und damit 38 Spieltagen, die es auch im nächsten Jahr geben wird, dürfte aber auch für die Ammendorfer ein nur schwer kalkulierbarer Faktor sein. „Was so eine lange Saison mit der Mannschaft macht, sieht man gerade. Sie geht auf dem Zahnfleisch“, sagt Schülbe. Am Mittwochabend mühten sich die Ammendorfer im Heimspiel zu einem 1:1 gegen den Tabellenvorletzten CFC Germania.

In der kommenden Saison soll es mit neuen Kräften wieder nach oben gehen. Bis dahin freut sich Schülbe auf große und kleine Tüfteleien rund um sein zweites zu Hause – und auf die neuen tatkräftigen Unterstützer beim BSV.

Christian Gruber
Juni 9, 2023